Deaf Studies / Gebärdensprache – Deaf Studies / Sign Language
Christa Notter & Ruedi Graf – Dr. Klaudia Grote & Bastian Staudt & Horst Sieprath – Dr. Johannes Fellinger
Christa Notter & Ruedi Graf: „Gebärdensprachlehrer – ein Beruf wird staatlich anerkannt!“ (CH)
Ein staatlich anerkannter Beruf fördert die bilinguale Entwicklung in der Schweiz!!! Seit Beginn der 80er Jahre wurden erste Gebärdensprachkurse durchgeführt. Diese Kurse sind eine Erfolgsgeschichte – Gehörlosenkultur, Selbstbewusstsein, Selbstbestimmung, Bilingualität und inklusive Teilhabe haben sich seitdem Schweiz- und europaweit entwickelt. Seit bald 40 Jahren prägten Gebärdensprachlehrer*innen diese Entwicklung und werden als Fachpersonen in der Vermittlung Gebärdensprache wahrgenommen. Findet die Leistung der Gebärdensprachlehrer*innen auch die Anerkennung welche ihnen zusteht?
Seit 2016 setzen sich die Berufsvereinigungen Gebärdensprachlehrer der deutschen und französischen Schweiz zusammen mit dem Gehörlosenbund SGB-FSS für die staatliche Berufsanerkennung ein. Die Anerkennung des Berufs, angesiedelt in der höheren Berufsbildung steht kurz vor dem Ziel, mit weitreichenden Zukunftsaussichten. Arbeit mit Kleinkinder, Kinder, Jugendliche und Erwachsenen an unterschiedlichsten Orten, für Gehörlose sowie auch für Hörende. Wir informieren über Inhalte des neuen Berufsbildes und die Chancen, welche die Anerkennung des Berufs mit sich bringt.
Dr. Klaudia Grote & Bastian Staudt & Horst Sieprath: „Deaf Didaktik – Kohärenz zwischen Unterrichtskonzepten für taube Schüler_innen und ihrer kognitiven Wissensorganisation“ (D)
Mit Deaf Didaktik ist eine Unterrichtsmethode in Deutscher Gebärdensprache (DGS) gemeint, die eine Kohärenz zwischen kognitiver Wissensorganisation tauber Schüler_innen, die in Gebärdensprache kommunizieren (Signer_innen), und Unterrichtsmethoden und -materialien im Unterricht nach deafdidaktischen Prinzipien herstellt. Diese Unterrichtsmethode basiert auf der wissenschaftlich überprüften These, dass die Verwendung einer Gebärdensprache zu einer spezifischen Art von semantischer Wissensorganisation führt, die sich von der unterscheidet, die man bei Nicht-Gebärdensprachverwender_innen findet.
Deaf Didaktik zielt darauf ab, die Ästhetik und Grammatik der visuell-räumlichen Gebärdensprache für den Unterricht an Schulen für bimodal-bilinguale Schüler_innen fruchtbar zu machen. Das käme nicht nur Signer_innen zugute, sondern alle Schüler_innen könnten davon profitieren. Bislang konnten verschiedene Deaf Didaktik-Prinzipien, die im Unterricht mit Signer_innen Berücksichtigung finden sollten, sowie exemplarisch deafdidaktisches Unterrichtsmaterial erarbeitet werden.
Dr. Johannes Fellinger: „DEAFplus – Gehörlose Menschen mit Mehrfachbehinderungen – Aspekte der Entwicklung und Lebensqualität“ (AT)
Einer von fünf gehörlosen Menschen gehört zur Personengruppe DEAFplus.
DEAFplus charakterisiert Menschen, die gehörlose sind und durch Mehrfachbehinderung besondere Bedürfnisse haben. Sie leben vielfach isoliert ohne Zugang zu Gebärdensprache in einer lautsprachlichen Umgebung (z.B. in Einrichtungen für Menschen mit geistiger Behinderung). Oft fallen sie durch herausforderndes Verhalten auf.
Kommunikation ist wichtiger Motor für Entwicklung. Was geschieht ohne Zugang zu Kommunikation? Was braucht der Mensch, um sich entwickeln zu können? Welche Forschungsergebnisse gibt es? Was sind Beispiele für entwicklungsorientierte therapeutische Gemeinschaften? Und vor allem was kann die Gehörlosengemeinschaft für die Personengruppe DEAFplus tun?